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Forschungsteam um Prof. Ingo Ebersberger von LOEWE-TBG identifiziert Eigenschaften von Acinetobacter baumannii, die zu neuen Behandlungsstrategien gegen multiresistente Keime führen können

Die Zellanhänge verschiedener Acinetobacter-Stämme haben in der Evolution das Protein an ihrer Spitze verändert (oval, in verschiedenen Farben), um sich in untersch. Nischen innerhalb des Menschen anzusiedeln.
© Katharina Pfefferle, Goethe Universität Frankfurt
Die Zellanhänge verschiedener Acinetobacter-Stämme haben in der Evolution das Protein an ihrer Spitze verändert (oval, in verschiedenen Farben), um sich in untersch. Nischen innerhalb des Menschen anzusiedeln.

Wer sich im Krankhaus mit Keimen infiziert, muss häufig schwierige und langwierige Behandlungsprozesse über sich ergehen lassen, da sich die sogenannten multiresistenten Keime nicht mit gängigen Antibiotika behandeln lassen. Acinetobacter baumannii ist ein besonders gefürchtetes Bakterium, für dessen Bekämpfung unter Hochdruck nach neuen Therapieansätzen geforscht wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe Universität Frankfurt, des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und der Forschungsgruppe FOR2251 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wollten verstehen, welche Eigenschaften das Bakterium zu einem Krankheitserreger machen, um so herauszufinden, wo man für mögliche Behandlungsstrategien ansetzen kann.

Ein Forschungsteam um den Bioinformatiker Professor Dr. Ingo Ebersberger vom LOEWE-Zentrum TBG hat dafür die Genome und die darin kodierten Proteine über eine Vielzahl verschiedener Acinetobacter-Stämme hinweg verglichen. Insbesondere aus den Unterschieden zwischen gefährlichen und harmlosen Erregern können Rückschlüsse auf die Pathogenität, also die Fähigkeit des Erregers nach Infektion eine Krankheit hervorzurufen, gezogen werden. Mithilfe einer von Ebersbergers Team neu entwickelten bioinformatischen Methode kann die Veränderung der Proteine entlang einer evolutionären Linie betrachtet werden. So konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass bestimmte Proteine, die für die Funktion der pathogenen Stämme essenziell sind, in verschiedenen Ausführungen auf den unterschiedlichen Bakterien-Stämmen sitzen. Ebersberger vergleicht dies mit einem multifunktionalen Gartenwerkzeug, bei dem der Griff gleichbleibt, sich die Aufsätze jedoch je nach Bedarf wechseln lassen. Die Erkenntnis der hohen Anpassungsfähigkeit des Krankenhauserregers Acinetobacter baumannii in Bezug auf die Pathogenität ist sehr wertvoll für die weitere Forschung. Daraus könnten Behandlungsstrategien resultieren, die spezifisch auf einen bestimmten Keim zugeschnitten sind.